Wohlstand als Form der Neuen Macht

Source

Robert Simon, Ökonomie und Medien. Bemerkungen zu Pasolinis Einsicht ins Wesen der Massenmedien, (Translator: Robert Simon)
Pier Paolo Pasolini, Il vero fascismo e quindi il vero antifascimo

Im Phantombild des bislang noch nicht erkannten Antlitzes der neuen Macht ↗  scheinen, wenn auch vage, bereits die «modernen1» Züge durch. Vor allem die Toleranz der hedonistischen Ideologie2, die sich in allem vollkommen selbst genügt3. Zugleich scheint aber auch das Unerbittliche auf und die grundsätzliche Unterdrückung, die mit diesen Zügen einhergeht. Die Toleranz ist in Wahrheit durch und durch verlogen. Noch nie wurde eine Menschheit gezwungen, so normal und angepasst zu sein, wie sie es als Verbraucher zu sein hat. Und was den Hedonismus angeht, so ist offensichtlich, dass sich darin eine Entscheidung verbirgt, alles Wirkliche von vornherein mit einer Schonungslosigkeit zu Werten zu formatieren, die in der gesamten Geschichte beispiellos ist.

S. 20

L'identikit di questo volto ancora bianco del nuovo Potere ↗  attribuisce vagamente ad esso dei tratti «moderni», dovuti alla tolleranza e una ideologia edonistica perfettamente autosufficiente: ma anche dei tratti feroci e sostanzialmente repressivi: la tolleranza è infatti falsa, perché in realtà nessun uomo ha mai dovuto essere tanto normale e conformista come il consumatore; e quanto all'edonismo, esso nasconde evidentemente una decisione a preordinare tutto con una spietatezza che la storia non ha mai conosciuto.

p. 46

Commentaries

1

„Modern“ meint hier nihilistisch. D.h. für Pasolini diejenige Epoche der Menschheitsgeschichte, die von der Herrschaft der Neuen Macht geprägt ist. Vgl. dazu folgende Erläuterung aus dem Aufsatz von Maurizio BorghiPasolini e il carattere nazionale del potere“, S. 165. „Che cosa è dunque mutato tra le generazione dei padri e quella dei figli? Che cosa condanna i figli a portare il segno della colpa inespiata dei padri, e dunque all’infelicità? Ciò che muta, ciò che è cambiato «radicalmente nella sua totalità» – scrive Pasolini – è il senso stesso delle “cose”, ossia di quell’insieme di riferimenti che, con il loro «linguaggio pedagogico» rendono un «ragazzo corporeamente quello che è e quello che sarà per tutta la vita».Ibid. p. 576. Ciò che cambia non è, però, il “linguaggio delle cose”, ossia il modo in cui tali riferimenti insegnano impercettibilmente l’essere intimi al mondo: sono proprio le cose stesse a cambiare in modo radicale. E se è vero che, per il nostro senso comune informato allo sguardo storico, “le cose sempre cambiano”; se è vero che – come Pasolini fa dire al suo Gennariello – «’o munno cagna», è però altrettanto vero che «ogni qualche millennio succede la fine del mondo».Ibid. Ciò che accade ora è, appunto, «la fine del mondo» – non semplicemente la fine di un mondo:
Non siamo più di fronte, come tutti ormai sanno, a “tempi nuovi”, ma a una nuova epoca della storia umana: di quella storia umana le cui scadenze sono millenaristiche. Era impossibile che gli italiani reagissero peggio di così a tale trauma storico.L’articolo delle lucciole («Corriere della Sera», 1° febbraio 1975 ), in: Scritti corsari, SPS ( cf. n. 4), pp. 407sq.
Se le cose stanno così, significa che l’estraneità tra generazioni è di un ordine interamente diverso rispetto a quella che «per secoli e millenni ha diviso i padri dai figli».36 Mai prima d’ora una generazione ha dovuto abitare nel vuoto di mondo. Mai prima d’ora il pensiero ha dovuto trovare casa nella devastazione del mondo.“

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2

Die alles Seiende im Sinne von Verbrauch und Nützlichkeit veranschlagt. Zugrundeliegt das Basiswertschema „pleasure and pain ↗ “. Diese Ideologie ist das Erziehungsprogramm der modernen Ökonomie. Vgl.

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3

Da diese Ideologie nicht auf einer eigenständigen Idee als ihrem Prinzip beruht, bleibt als Motor ihrer scheinbaren Selbstgenügsamkeit nur das Kybernetische ↗ .

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4

Das Verbergen ↗  ist ein Grundzug im Sein. Im Zeitalter des sich vollendenden Nihilismus heißt das, dass sich gerade das Wesen des „Umsont“, wie Nietzsche die Erfahrung der Sinnlosigkeit nennt, verbirgt, und zwar so, dass ständig immer wieder - sowohl alte als auch neue - Werte als oberste Werte eingesetzt werden, um einen an sich nicht mehr bestehenden Sinn zu imitieren ↗ . Dieses Geschehen macht die Welt zum Schauplatz immer neuer Unterjochungen, d.h. Konfrontationen von Unterdrückern („soggiogatori“) und Unterdrückten („soggiogati“). Dabei bleibt notwendig verborgen, dass das ursprüngliche Joch die Neue Macht selbst ist. Pasolini erkennt in dieser Hinsicht offenbar, dass demzufolge das Konzept des Klassenkampfes grundsätzlich unzureichend ist, um der Wirklichkeit gerecht zu werden, weil es verkennt, dass sowohl die Unterdrückten (die Arbeiterklasse) als auch die Unterdrücker (die Kapitalisten) bereits von der Macht selbst als beliebig verwertbare Effektpotentiale eingesetzt sind. Daher spricht Pasolini davon, dass die Macht entschieden hat, dass alle Menschen gleich sind. „Il potere ha deciso che siamo tutti uguali“. Im Zeitalter des Konsumismus ist in perverser Form der Traum des Sozialismus von der Gleichheit aller Menschen umgesetzt. Alle sind gleich, weil alle dasselbe wollen (nämlich einen immer höheren Verbrauch an Konsumgütern) und in eins damit legen alle das gleiche Verhalten an den Tag. Pasolinis Begriffe für dieses Phänomen (vgl. den Begriff Masse ↗ ) sind „l‘omologazione“ (Gleichschaltung) und „l‘acculturazione“ (Anpassung).

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Key Concept

Imitation

"Das, was allgemein als Epoche der (europäischen) Aufklärung bezeichnet wird, erfährt von Anbeginn eine zweifache Prägung. Während sich in England mit Francis Bacon und Isaac Newton eine eher Philosophie und Metaphysik ablehnende Richtung durchsetzt und maßgebend wird, etabliert sich vor allem in Frankreich und Deutschland mit Rene Descartes und Gottfried Wilhelm Leibniz eine Philosophie und Metaphysik affine und diese erneuernde Denkschule.

Das metaphysische Denken versteht sich als das gründend-begründende Wissen aller Sinnbezüge der menschlichen Existenz. Ein Wissen, das die verschiedenen Verhaltungen des Menschen (zu sich selbst, als Gemeinwesen, zu den Dingen in der Welt) als unversehrtes Ganzes aufbewahrt. Aus diesem prinzipiellen Wissen ergeht etwa der Anspruch eines letzten Sinns und Zwecks, das heißt eines einheitlichen Bestimmungsgrunds menschlicher Handlungen oder etwa der Anspruch auf ein universal gültiges und vermittelbares Wissen.

Da in der Herrschaft der Abkehr von der Metaphysik keine Neugründung zustande kommt, verharrt sie in einer ausschließlichen Verneinung und Abscheu metaphysischer Prinzipien und bleibt so ganz und gar in der Dimension der Metaphysik verhaftet. An die Stelle metaphysischer Prinzipien, aus denen der Mensch Halt und Orientierung seiner Existenz geschöpft hatte, treten Platzhalter, welche die effektiven Funktionen übernehmen ohne in eine Erfahrung des Gründungszusammenhangs eingebunden zu sein. Das wesenlose Nachstellen äußerlicher Wirkungen, das ausschließliche und sinnverlassene Abstellen auf Funktionalität und Operativität ist das Imitieren der ehemals erfahrenen metaphyischen Eingebundenheit des Menschen. Diese Imitationen nehmen die Gestalt von Wertvorstellungen an.

Das, was allgemein als Epoche der (europäischen) Aufklärung bezeichnet wird, erfährt von Anbeginn eine zweifache Prägung. Während sich in England mit Francis Bacon und Isaac Newton eine eher Philosophie und Metaphysik ablehnende Richtung durchsetzt und maßgebend wird, etabliert sich vor allem in Frankreich und Deutschland mit Rene Descartes und Gottfried Wilhelm Leibniz eine Philosophie und Metaphysik affine und diese erneuernde Denkschule.

Das metaphysische Denken versteht sich als das gründend-begründende Wissen aller Sinnbezüge der menschlichen Existenz. Ein Wissen, das die verschiedenen Verhaltungen des Menschen (zu sich selbst, als Gemeinwesen, zu den Dingen in der Welt) als unversehrtes Ganzes aufbewahrt. Aus diesem prinzipiellen Wissen ergeht etwa der Anspruch eines letzten Sinns und Zwecks, das heißt eines einheitlichen Bestimmungsgrunds menschlicher Handlungen oder etwa der Anspruch auf ein universal gültiges und vermittelbares Wissen.

Da in der Herrschaft der Abkehr von der Metaphysik keine Neugründung zustande kommt, verharrt sie in einer ausschließlichen Verneinung und Abscheu metaphysischer Prinzipien und bleibt so ganz und gar in der Dimension der Metaphysik verhaftet. An die Stelle metaphysischer Prinzipien, aus denen der Mensch Halt und Orientierung seiner Existenz geschöpft hatte, treten Platzhalter, welche die effektiven Funktionen übernehmen ohne in eine Erfahrung des Gründungszusammenhangs eingebunden zu sein. Das wesenlose Nachstellen äußerlicher Wirkungen, das ausschließliche Abstellen auf Funktionalität und Operativität ist das Imitieren der ehemals erfahrenen metaphyischen Eingebundenheit des Menschen. Diese Imitationen nehmen die Gestalt von Wertvorstellungen an."

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Kybernetik, kybernetisch

Ein durch Abgleiche verschiedener Parameter des Wirklichen (Tatsachen, Fakten, Statistiken, etc.) kontrollierter Steuerungskreislauf mit variablem Verarbeitungsschema bildet das Wesen der Kybernetik. Während die Kybernetik stets mit fertigem Wirklichen rechnet und hantiert und dabei ausschließlich auf feststellbare und messbare Parameter bezogen bleibt, d.h. die Unterschiedslosigkeit des Seienden betreibt, ist das Wesen (verbal zu verstehen) der Kybernetik selbst nicht ein Wirkliches, sondern eine Gestalt der Verfasstheit des Wirklichen überhaupt. Das kybernetische Wesen ist das, was sich in der Moderne (d.h. in der Vollendung der Neuzeit) in allen Bereichen des Wirklichen Bahn zu brechen beginnt, so dass für uns cyberspace, cyberculture und cyborgization beinahe schon zum Vertrauten gehören.

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Macht

Macht — als metaphysisches Prinzip — ist Versicherung (des Seins) gegen die Unmittelbarkeit des Seienden im Wege der unbedingten Sicherung des unmittelbar Seienden selbst im Machen, genauer: in der durchgängigen, restlosen Machbarkeit. Oder anders: Macht ist Versicherung gegen die Unmittelbarkeit des Seienden durch die Sicherung des Machens des unmittelbar Seienden bzw. durch die Sicherung der Unmittelbarkeit selbst (d.i. der Unvermitteltheit des Seins) als Machbarkeit des Machbaren.

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Masse

«Massa» è la forma di agglomerato umano in cui gli esseri umani sono chiamati a presentare le stesse caratteristiche di medietà e ordinarietà, in modo tale che siano già predisposti all’organizzazione contabile. A differenza della “folla”, la massa non cade sotto la percezione dei sensi; il suo tratto saliente è il suo essere «irrappresentabile se non nelle statistiche o nei rendiconti» e il suo conseguente obbedire a «regole reattive medie, identificate per astrazione». In quanto predisposta all’organizzazione contabile del potere, la massa è il tipo di umanità su cui il potere “può contare”.

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Schmerz

"Im Basiswertschema der Ökonomie „pleasure and pain“ ist Schmerz ein rein subjektiv empfundener Empfindungsreiz, der im Optimierungskalkül immer einen nutzenminimierenden Effekt hat.

Bei Immanuel Kant ist Schmerz der Grundzug des moralischen Gefühls und somit die einzige Instanz, die Sinnlichkeit und Denken vermittelt. "

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Verbergung, Verbergen

Wir denken noch nach.

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